Was den Mensch zum Menschen macht


Die AG Theater der Rudolf-Wihr-Realschule plus zeigte Shakespeares „Sturm“

Prospero (Simon Frohnhäuser) und seine Tochter Miranda (Tabea Kripko) leben als Verbannte auf einer Insel, umgeben nur von Geistern (Nadia Naderi, Philipp Hein) und Leere. Prospero hat sein Herzogtum an seinen Bruder (Marvin Machatschek) und den König von Neapel (Bariscan Yitmez) verloren, aber jetzt scheint die Stunde der Rache zu schlagen. Ein Sturm verschlägt die Schurken ausgerechnet auf Prosperos Insel. Doch der hat in den zwölf Jahren seiner Einsamkeit eines begriffen: Nicht Macht- und Selbstsucht bestimmen den wahren Menschen, sondern die Kraft zum Verzeihen. Und so endet Shakespeares Parabel als Komödie. Allen wird vergeben, und Miranda erhält obendrein noch einen richtigen Märchenprinzen (Markus Lenz) zum Mann.

Shakespeares Sprache, im englischen Original von großer Klarheit, wirkt, zumindest in den alten deutschen Übersetzungen, gleichzeitig schwergängig und überladen. Deshalb benutzte die Theater-AG dieses Gewirr aus hochkomplizierten Versen lediglich als Basis für eine szenische Improvisation. Da wurde geflucht, gegrölt und geschimpft; und die Poesie der Liebesszenen wich einer knappen Sachlichkeit, in der das Emotikon an die Stelle der Sprache trat. Ganz unversehens erhielt so der alte Mythos menschlicher Selbstwerdung ein neues und unsentimentales Gewand.

Das war durchaus beabsichtigt: Jugendliche wollten hier für Jugendliche spielen, daher wurde auf die Übertragung des Textes in ein zeitgemäßes Idiom viel Zeit aufgewendet. Große Spielfreude und viel Temperament kennzeichnete die Aufführung, an deren Gelingen auch Hanna Arndt, Alisha Hornaday, Jasmin Hasl und Lucas Halajko maßgeblich beteiligt waren.

„Wir spielen Theater hauptsächlich, um die Persönlichkeit unserer Schüler zu fördern und zu stärken“, betonen Klaus König und Thomas Wagner, die das Projekt seit Jahren leiten, „denn auf der Bühne setzen sich die jungen Menschen ganz bewusst einer Stresssituation aus, in der sie auch scheitern könnten. Das macht selbstbewusst.“